Backups, Teil 2: Ursachen für DVD-Probleme und Test der DVD-/CD-Fehlerkorrektur

Wegen meiner Datenverluste hab mich mal im Netz und im Handel schlau gemacht, ob es ggf. Rohlinge gibt, die haltbarer bzw. besser geeignet sind. O-Ton: eigentlich nicht. Auf einen Hersteller kann man sich wohl nicht mehr verlassen, da alle in Fernost bei Billiganbietern produzieren und man quasi jeden Monat von der gleichen Marke Rohlinge eines anderen Herstellers bekommen kann. Außerdem ist generell die Datenschicht von DVD-ROMs, wohl aus Kostengründen, aus wenig haltbaren, organischen Materialien hergestellt. Diese sind sehr anfällig gegen Licht und jede andere Alterungserscheinung.

DVD-RW dagegen bestehen aus anorganischem Material, ebenso wie DVD-RAMs. Bei letzteren hörte ich nur Gutes von der Haltbarkeit, musste aber feststellen, dass das ein absolut unbrauchbares Format ist. Kein mir bekanntes DVD-Laufwerk unterstützt die Dinger und zum Kauf hab ich auch noch keine gesehen. DVD-RWs dagegen sind zwar etwas teurer als DVD-ROMs, aber mit ca. 1 € pro Rohling könnte ich gut leben, wenn es denn hält.

Ein weiterer Punkt für die Anfälligkeit aller DVD-Arten der öfter genannt wurde ist, mit Ausnahme bei der DVD-RAM, die offenbar schlecht umgesetzte “Fehlerkorrektur”. Es werden bai allen dieser Datenträger redundante Daten “intelligent” auf der Oberfläche verteilt und zwar so, dass übliche Fehler wie Kratzer, ausgeglichen werden können. Es gibt aber bei der DVD das Problem, dass die inneren und die äußeren Bereiche damit nicht ordentlich abgedeckt werden und somit besonders gefährdet sind. Beim Innenbereich ist das besonders kritisch, denn wenn der unlesbar ist, erkennt das Laufwerk den Datenträger nicht mehr als solchen und man kann gar nichts mehr machen. Für diesen Fall gibt es zwar auch Programme im Netz, aber die haben bei mir keinen Erfolg gebracht.

Der Kratztest

Alleine die Aussagen der Händler oder die Infos im Netz helfen mir wenig. Praxiserfahrung musste her. Also ging ich im ersten Schritt daran, verschiedene Rohlinge voll zu schreiben und Kratzer in verschiedener Formen und an verschiedenen Stellen zu machen und die Auswirkungen zu untersuchen. Da das Programm dvddisaster auch eine Checksummendatei zur besseren Fehlerkorrektur anbietet und ich ja dann schon defekte Datenträger hatte, konnte ich das auch gleich mit testen.

Zur Vorbereitung hab ich eine DVD und eine CD voll beschrieben und das ISO-Image der beiden auf die Platte gesichert. Von diesen Images hab ich mit dvddisaster zwei Checksummendatei (ECC) mit den Standardvorgaben des Programmes erstellt. Eine “normal” mit 14,2% und eine “hoch” mit 33,5% Redundanz. Nebenbei: selbst wenn diese Dateien gut sind, haben sie doch das Problem, dass man auch sie irgendwo sichern muss. Sinniger weise nicht auf der gleichen und eigentlich auch auf keiner anderen DVD, aber wo dann?

Nachdem ich auf die Art vom gleichen Image einige DVDs und CDs gebrannt hatte, fing ich an, mit einer Schere Kratzer auf die Unterseite zu machen. Die extreme dabei hab ich mal notiert

Fehlerverhalten bei Kratzern auf DVDs

Alle Typen verhalen sich gleich: +RW, -RW, +R, -R

4 Kratzer von der Mitte bis zum Außenrand
[FEHLT]
Kein Schaden. Das kann die Fehlerkorrektur gut ab, scheinbar ist sie genau dafür da.
Ein 2cm Kratzer, fast mit der Spur
[FEHLT] 4500 x 5 Sektoren kaputt. Das sind bei 2KB Sektorgröße 45MB, aber im Zweifel schon ein riesen Problem. Mit der normalen Checksummendatei ist es komplett restaurierbar. Anmerkung: auf dem Bild ist noch ein Kratzer zu sehen, den hatte ich später drau gemacht und weiter getestet. Der hatte keine weitere Auswirkung mehr.
6 Kratzer, davon 4 mit der Spur
[FEHLT]
Die hälfte der Daten ist Defekt. Die hohe Checksummendatei hilft genauso wenig weiter wie die normale. Damit lassen sich noch ein paar Prozent retten, mehr aber nicht.
3 mal 1cm Kratzer innen fast am Loch und fast mit der Spur
[FEHLT]
Die DVD lässt sich nicht mehr lesen, d.h. das Laufwerk will sie nicht mehr haben. Dementsprechend ein Totalverlust. Mit ein bisschen Rumprobieren hab ich es auch mit einem einzigen, 1cm langen Kratzer hinbekommen. Die Archillesferse der DVD. Da darf nix schief gehen.

Ich hab einige Rohlinge zerlegt und konnte immer nur wenige Kratzer hinterlassen, bevor nicht über 50% der Daten drauf gingen. Gab es einen kratzer in der mitte wurde die DVD oft nicht mehr als solche erkannt. Die Checksummendateien von DVDdisaster helfen bei kleinen Fehlern, aber ansonsten sind sie eher was zum Gewissen beruhigen als eine echte Hilfestellung.

Fehlerverhalten bei Kratzern auf CDs

Hier war ich ziemlich erstaunt. Ich fing vorsichtig an und mit jedem Kratzer gab es Fehler. Egal ob mit oder quer zur Spur. Die Fehler ließen sich mit den Checksummendateien nur ganz am Anfang nurtzbringend verwenden. Ab 4 Kratzern war es dann egal und es gab Datenverluste. Interessant fand ich nur, dass ich den Datenträger nicht zerstören konnte. Ich hinterließ 38 tiefe Kratzer mit bis 5cm länge, mit und quer zur Spur [FEHLT]. Auch so verteilt, dass sowohl ganz innen und ganz außen mit der Spur einiges zerkratzt war. Danach hatte ich weder Lust noch Kraft und außerdem irgendwie keinen Platz mehr auf der Oberfläche um noch was beschädigen zu können. Die CD war zu 95% nicht mehr lesbar, wurde aber noch korrekt als CD erkannt.

Fazit aus dem Kratzertest

DVDs sind gerade ganz innen tatsächlich extrem empfindlich. Fehler von innen nach außen sind gut abgefangen aber solche mit der Spur sind ein riesen Problem. Bei CDs sind Fehler immer ein Problem, aber es gibt keine besonders empfindlichen Stellen. Diese Info nützt, ganz allein für sich, gar überhaupt nichts. Im Zusammenhang ist es aber entscheidend. Dazu mehr im dritten Teil.

Und noch Abschließend, obwohl ich es oben schon erwähnt hatte: die ECC-Checksummendateien von dvddisaster sind wenig hilfreich. Eine sinnvolle Speicherlösung bringt da mehr.

Demnächst dann Teil 3 mit dem Langzeittest der Alterung von DVD- und CD-Rohlingen und dem abschließenden Fazit.

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