Spiegel, das Kätzchen

(von Gottfried Keller)

Nach Mörs Schrecksenmeister habe ich mir jetzt auch mal das “Original” einverleibt. Ein vom Orm strotzendes Werk habe ich dabei allerdings nicht gefunden, sondern ein nettes, kurzes Märchen, das vom Gefühl her schon ein wenig eingestaubt daher kommt. Inhaltlich ist in den 62 Seiten des winzigen A6 Büchleins fast alles vorhanden, was auch im Schrecksenmeister vorkommt. Nur eben nich ganz so ausgeschmückt und “fantastisch”.

Aber das “sich kurz fassen” war Herrn Keller auch nicht immer gelegen, was zum Teil auch an der alten, sehr schnörkeligen Sprache liegt. Die Ausführungen Spiegels über seine alte Herrin mögen für jemandem aus dem neunzehnten Jahrhundert normal gewirkt haben, für mich war das einfach nur schwer zu lesen, da das Interesse bei zu viel Schnörkelei bei mir schnell nachlässt. Vor allem das all zu Ehrenhaft wirkende verhalten von allen, bis auf das der misstrauischen Jungfer, stöhrte mich. Pineiß kommt nicht als böse, sondern eher als einfältig, gierig und weichlich rüber, Spiegel eher als g’schwätzig und die Hexe incl. christlicher Schwüre nur Mittelalterlich.

Alles in allem muss ich sagen, dass mir der Schrecksenmeister besser gefallen hat, allein schon vom Schreibstil. Mal von der Handlung abgesehen könnte das Buch von Sprache und Verhalten der Protagonisten auch in einem Wiener Kaffe um 1900 bei besser gestellten Leuten handeln, was so gar nicht mein Ding ist. Das Ende ist auch nicht umwerfend oder besonders einfallsreich und die Dialoge ziemlich lang und, wie schon gesagt, mir zu schnörkelig.

Fazit: ein netter, aber angestaubter Happen für Zwischendurch, der aber nicht sein muss. Hätt ich das vorher gewusst, hätt ich’s nicht gelesen. Da die Geschichte so kurz ist, ist sie im Vorbeigehen zu bewältigen, so dass man es zumindest nicht als Zeitverschwendung ansieht wenn es einem denn gar nicht gefallen sollte.

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